Wasserbeschaffungsverband baut Trinkwasserbrunnen – Investition liegt bei 250 000 Euro

Blick in ein (für das Foto) aufgeschnittenes Brunnensystem. Der Filterkies umgibt das Steigrohr, Dieses hat lamellenartige Öffnungen. Durch sie kann das Trinkwasser angesaugt und nach oben gempumpt werden.
Blick in ein (für das Foto) aufgeschnittenes Brunnensystem. Der Filterkies umgibt das Steigrohr, Dieses hat lamellenartige Öffnungen. Durch sie kann das Trinkwasser angesaugt und nach oben gempumpt werden.

Löhne / Hille / Bad Oeynhausen. Der Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen baut in seinem Wassergewinnungsgebiet Hille-Südhemmen einen weiteren Entnahmebrunnen mit Investitionskosten von 250.000 €. Dadurch wird die Grundwasserförderung aus den derzeit vorhandenen Brunnen erhöht und gleicht damit einen Teil der merklich nachlassenden Förderung aus. Nach Inbetriebnahme des neuen Brunnens 19 wird der alte Brunnen 17 stillgelegt.

Grund dafür ist der aus Sanden und Kiesen bestehende Untergrund aller Brunnen, aus dem das mit Eisen und Mangan belastete Grundwasser entnommen wird. Während des Pumpvorganges mit Unterwasserpumpen sinkt der ruhende Grundwasserspiegel in den Brunnen wie auch im seitlich benachbarten Umfeld in den Sanden und Kiesen ab. Die hier vorhandenen und ehemals mit Wasser gefüllten Klüfte und Poren sind jetzt frei und füllen sich mit Luft.

Nach Beendigung der Förderung, also nach dem Abschalten der Pumpen steigt das Grundwasser wieder an, nimmt den nun in den Poren vorhandenen Luftsauerstoff auf, so dass das im Wasser vorhandene Eisen und Mangan oxidiert. Im Laufe der Zeit führt der durch den ständig schwankenden Grundwasserspiegel sich bildende Oxidationsschlamm zur Verstopfung der Klüfte und Poren des gesamten Umfeldes der Brunnen und führt insofern zur merklichen Abnahme der ehemaligen Fördermenge.

Zwar werden Trinkwasserbrunnen regelmäßig mit Hochdruckreinigungstechnik regeneriert. Eine vollständige Wiederherstellung der ursprünglichen Förderleistung ist dadurch jedoch nicht möglich. Stefan Wiese, Technischer Betriebsführer beim Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen: „Wir haben die ersten Brunnen in den 60er Jahren gebaut. Davon laufen einige immer noch, weil sie sich an Standorten im Osten des Wassergewinnungsgebietes befinden, wo wenig Mangan und Eisen im Erdreich vorhanden sind. Andere Brunnen haben wir schon längst erneuern müssen.“ Die letzten Brunnen wurden in den Jahren 2000 und 2001 gebaut. Regenerierungsmaßnahmen laufen meist im Herbst und im Frühjahr. Im Sommer wird jeder Brunnen für die Trinkwasserförderung benötigt.

Völlig verrostete, im Innern verstopfte Steigleitung eines Trinkwasserbrunnens. Die Ablagerungen bestehen im wesentlichen aus Eisenerz und Mangan.
Völlig verockerte, im Innern verstopfte Steigleitung eines Trinkwasserbrunnens. Die Ablagerungen bestehen im wesentlichen aus Eisenerz und Mangan.
Spezielle Spüldüse für industrielle Hochdruckreinigungsmaschinen. Damit werden verockerte Trinkwasserbrunnen regeneriert.

Die Brunnen haben eine Tiefe zwischen 16 und 28m – je nach Standort und Geologie. Den oberen Abschluss bildet die Brunnenstube, ein Schachtbauwerk aus Kunststoff mit 2,5m Durchmesser und 2,0 bis 2,5m Tiefe. Hier sind die Rohwasserleitung mit Armaturen und Mengenmessung sowie die Pumpensteuerung untergebracht. „Allein so eine Pumpe kostet bis zu 4000 Euro. Im Zuge von Regenerierungsmaßnahmen ziehen wir die Pumpen und reinigen sie.“ Auf diese Weise können die Pumpen mindestens fünf Jahre laufen, bevor sie verschlissen sind. Bei einer Regenerierung werden neben der Pumpe auch der Filter mit der äußeren Filterkiesschicht und die Aufsatzrohre gereinigt. Eine Reinigung der weiter außen befindlichen Poren und Klüfte ist jedoch nicht möglich. Hier reduziert sich die Durchlässigkeit kontinuierlich bis der Brunnen stillgelegt werden muss. Dann wird die Brunnenstube ausgebaut, die Elektrik abgeklemmt und der Brunnen verfüllt.

Im Vorfeld eines Brunnenbaus sind zahlreiche Gutachten und Untersuchungen erforderlich, um die Auswirkungen der geplanten Grundwasserentnahme auf Flora und Fauna zu ermitteln. Darauf basierend kann die zuständige Behörde eine Genehmigung erteilen. Das alles kostet Zeit und Geld. Wiese: „Wir hätten gerne früher mit dem Neubau von Brunnen 19 begonnen, aber die v.g. Prozesse dauerten doch länger als erhofft. Üblicherweise kosten neue Brunnen rund 80.000 Euro. Voraussetzung ist, dass sie auf dem bisher bewirtschafteten Grundstück in unmittelbarer Nähe errichtet werden und keine neuen Gutachten erforderlich sind.

Anders sieht es bei Brunnen 19 aus. Der kostet 250.000 Euro, weil er auf einem bislang unerschlossenen Nachbargrundstück liegt. Hier ist eine neue, bedeutend längere Transportleitung mit Stromanschluss und neuer Steuertechnik vonnöten, so dass die Gesamtinvestition bei 250.000 Euro liegen wird. Der Standort befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet und grenzt an ein Naturschutzgebiet an. Daher kann dort erst ab September gearbeitet werden. Der Brunnen soll 2022 in Betrieb gehen.

PM inkl. Fotos, Prünte und Kollegen, 13.08.2021