Zielkonflikt: Grundwasserschutz und Düngemitteleinsatz
Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen unterstützt Landwirte
Löhne/ Hille / Hüllhorst / Bad Oeynhausen. Eine positive Bilanz über die Zusammenarbeit mit den heimischen Landwirten zieht Eike Horn vom Ingenieurbüro Ingus. Horn (40) berät in enger Kooperation mit dem Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen die heimischen Landwirte in Fragen der Dünge-Strategie. Ziel ist der Grundwasserschutz. Sowohl Mineraldünger als auch Gülle kann ins Erdreich einsickern und dort für Nitratbildung sorgen. Gelangt das geschmacksneutrale Nitrat ins Grundwasser, kann dies beim Überschreiten des Grenzwertes von 50 mg/l besonders für Neugeborene gesundheitsschädlich sein.
Agararingenieur Horn betreut und berät aktuell 50 Landwirte im Ostteil des 2200 Hektar großen Wasserschutzgebietes. Im Jahre 2013, als er seine Beratertätigkeit aufnahm, waren es nur acht Landwirte. Begonnen hat die Beratung 2011.
„Im Laufe der Jahre sind die heimischen Landwirte deutlich sensibler für Grundwasserschutz geworden. Dennoch gibt es natürlich in einigen Fällen einen Zielkonflikt zwischen Düngemitteleinsatz und Grundwasserschutz“, so Horn. Er entwickelt deswegen mit den Landwirten jeweils individuelle Düngepläne, ermittelt den Düngemittelbedarf und legt im Dialog mit den Landwirten Substanzen, Termine und Mengen fest. Bodenproben im Mai zeigen den aktuellen Stickstoffgehalt; im November wird anhand weiterer Bodenproben abgeglichen, wie die Entwicklung verlaufen ist. Während der Vegetationsperiode werden außerdem Pflanzenproben genommen, um die Düngestrategie gewissermaßen feinsteuern zu können.
Flächen, die im Rahmen der Fruchtfolge in der nächsten Saison mit Kartoffeln, Mais oder Zuckerrüben bewirtschaftet werden sollen, können im davor liegenden Spätsommer mit Zwischenfrüchten eingesät werden: Gräser, Sonnenblumen, Phacelia und Ackersenf werden dann angepflanzt, binden über den Winter den Stickstoff, frieren ab und werden dann untergepflügt. So kann der Stickstoff wieder als Dünger ans Erdreich abgegeben werden. Eike Horn:“ Der Landwirt muss umso weniger neuen Dünger ausbringen und erhält zusätzlich eine finanzielle Förderung: je nach Art der Zwischenfrucht ca. 100 Euro je Hektar und Jahr.“
Alle zwei bis drei Jahre werden Tiefenbohrungen gesetzt: Anhand der Bohrkerne können Eike Horn und die Landwirte erkennen, wie sich der Stickstoffgehalt im Boden in den letzten Jahren verändert hat.
Landwirte sind nicht immer glücklich über die Dünge-Gesetzgebung. Die sog. „roten Gebiete“ (dort darf nur reduziert gedüngt werden) auf der Landkarte werden mehr; im Jahre 2015 wurde das Ausbringen von Gülle in der Nähe der Trinkwassergewinnungsbrunnen untersagt; der Erfolg, heute messbar, spricht aber für sich. Ausgleichszahlungen wirkten zusätzlich motivierend.
Wenn auch in der Sache manchmal kontrovers, diskutieren die heimischen Landwirte doch in menschlich angenehmer Atmosphäre mit „ihrem“ Beratungsingenieur Eike Horn. Der Wasserbeschaffungsverband Am Wiehen finanziert die Agrarberatung und bewertet die Zusammenarbeit als positiv. Bernd Poggemöller, Verbandsvorsteher: „Es geht um unsere Erde, unser Trinkwasser und um unsere Zukunft. Daran müssen wir alle ein Interesse haben und jeder muss seinen Teil dazu beitragen. Wir respektieren und anerkennen die Anstrengungen die Landwirtschaft.“
Einen Blick in die Zukunft mag Eike Horn nicht wagen. „Stand heute haben wir das erreicht, was wir seit Beginn der Beratung vor zehn Jahren haben erreichen wollen.“ Glücklicherweise helfe der gute Löslehmboden: Ernteeinbrüche habe es auch aus diesem Grunde so gut wie nicht gegeben. Offen sei, wie sich künftig der Import von Gülle aus Niedersachsen, den Niederlanden oder aus dem Raum Coesfeld auswirken werde.
Quelle: Prünte & Kollegen, 30.09.2021