„Stopp! Lasst mich in Ruhe.“

Mit spielerischen Übungen wie hier zu Aufmerksamkeit und Konzentration führt Linda Berker die Kinder an die Stoppregeln heran. Foto: Gemeinde Hille
Mit spielerischen Übungen wie hier zu Aufmerksamkeit und Konzentration führt Linda Berker die Kinder an die Stoppregeln heran. Foto: Gemeinde Hille

Kinder der Grundschule Nordhemmern lernen, wie sie Konflikte gewaltfrei lösen können

Gibt es Streit auf dem Schulhof, werden Beleidigungen abgefeuert oder wird ein Kind provoziert, so muss das nicht in eine Schlägerei ausarten. Wie Jungen und Mädchen Konflikte verbal, selbstbewusst und erfolgreich entschärfen können, lernen sie beim „Respect-Training“, das der Verein „!Respect“ bundesweit an fast 100 Grundschulen anbietet. Darunter ist auch die Grundschule Nordhemmern, wo Trainerin Linda Berker gerade rund 140 Schülerinnen zeigt, wie sie sich in den meisten Streitfällen selbst behaupten können. Das Training findet nach Auskunft von Schulleiterin Kristiane Körte seit fünf Jahren statt – und das mit Erfolg. „Alle Kinder ziehen mit und nehmen etwas mit. Sie gehen aus dem Verhaltenscoaching gestärkt und selbstbewusster hervor.“ Die beiden zweiten Klassen sind erstmals dabei und erhalten in drei Doppelstunden in der Sporthalle ein Intensivtraining, während für die zwei dritten und zwei vierten Klassen in jeweils zwei Doppelstunden das im Vorjahr Gelernte wiederholt und vertieft wird.

Linda Berker hat für das insgesamt viertägige Training jede Menge Übungen zur Förderung der Kooperations- und Kommunikationsfähigkeiten und handlungsorientierte Spiele im Gepäck, mit denen sie die Jungen und Mädchen mitnimmt auf dem Weg zum Sozialen Lernen, das allen Sicherheit, Respekt und ein möglichst konfliktfreies Miteinander an der Grundschule bieten soll. „Mit den Stoppregeln bekommen die Kinder eine Handlungsstrategie an die Hand, mit der sie sich sicher fühlen und auf brenzlige Situationen reagieren können, sich aber nicht in der Rolle einer Petze befinden“, sagt Linda Berker. Sie hat Gespräche zwischen Schülerinnen auf dem Schulhof zufällig mitgehört, die sie in ihrer Wahrnehmung bestätigen. Alle hätten durch das Training den gleichen Kenntnisstand und seien in der Lage, schnell Entscheidungen zu treffen. Und weil auch die Lehrkräfte in das Projekt eingebunden seien, nähmen sie, wenn ein Kind sie um Hilfe bitte, die Ansprache ernst. Für die Eltern gebe es einen Infoabend.
Körpersprache und nur wenige Sätze sind der Kern der Stoppregeln: Sich groß und breit machen, direkten Augenkontakt aufnehmen, ein ernstes Gesicht aufsetzen, die Nerven behalten – diese Regeln sind schnell erlernt. Dann die erste Warnung „Stopp! Lasst mich in Ruhe.“ Reicht das nicht aus, folgt die zweite: „Stopp! Hört auf damit. Sonst gehe ich zur Aufsicht.“

Fruchtet die auch nicht, wird es ernst: „Jetzt reicht es. Ich gehe zur Aufsicht, weil ihr nicht aufhört.“ Danach holt sich das Kind die Unterstützung eines Erwachsenen: „Ich brauche Hilfe. Die beiden ärgern mich. Ich habe bereits drei Mal gesagt, dass sie aufhören sollen, aber sie hören nicht auf.“ Das sei, sagt Linda Berker, der Zauberspruch.

Die Kosten für das „Respect-Training“ übernimmt weitestgehend die Stiftung Sparda-Bank Hannover, den Rest finanzieren der Förderverein der Grundschule Nordhemmern und die Eltern.

Quelle: Gemeinde Hille, 05.11.2021