Der Baubetriebshof ist ganzjährig auf den Friedhöfen im Einsatz / Zukünftig der Natur mehr Raum geben
Für neun Friedhöfe mit insgesamt ca. 120.000 Quadratmetern Fläche, neun Friedhofskapellen, 600 Bäumen, zahllosen Gehölzen und Wegen sowie jährlich rund 160 Beerdigungen ist der Baubetriebshof der Gemeinde Hille zuständig. Von Anfang Januar bis Ende Dezember gibt es immer etwas zu tun – so viel, dass Baubetriebshofleiterin Dagmar Meinert für jeden Friedhof einen Mitarbeiter benannt hat, der neben seinen fachlichen Bauhoftätigkeiten auch für die Umsetzung der Bestattungen und für die sonstigen Friedhofsarbeiten auf der Anlage zuständig ist. Unterstützung gibt es von vier Mini-Jobbern auf den Friedhöfen in Unterlübbe, Oberlübbe, Eickhorst, Holzhausen, Nordhemmern und Südhemmern.
Ein Friedhof ist auch immer eine parkähnliche Anlage mit Büschen und Laubbäumen. Und die tragen Laub, das im Herbst abfällt. Von Oktober bis Mitte Dezember sind Bauhofmitarbeiter*innen damit beschäftigt, die Blätter per Hand mit Harken oder maschinell mit Mähern und Absaugern von Wegen, Rasenflächen und vor den Kapellen zu entfernen und in Mulden oder auf Haufen zu entsorgen, die später abgefahren werden. „Das ist erforderlich, um die Verkehrssicherheit der Friedhofsbesucher*innen zu gewährleisten und die Grasnarbe zu schützen“, sagt der stellvertretende Baubetriebshofleiter Andreas Schossau. Trotz aller Bemühungen gebe es aber immer mal wieder Beschwerden über auf Grabstätten gefallenes Laub.
„Die Bäume wegen des Laubabwurfes zu fällen ist keine Alternative, obwohl das oftmals gefordert wird. Die Bäume spenden Schatten, dienen dem Klimaschutz und sind Lebensraum für Vögel, Insekten und Tiere. Sonstige Beschwerden nehmen wir natürlich gerne entgegen und Probleme können vor Ort im persönlichen Gespräch gelöst werden, empfiehlt Dagmar Meinert.“
Zu den Herbst- und Winterarbeiten gehören außerdem Baumschnitt, Gehölzkontrolle und Neuanpflanzungen, während im Frühjahr und Sommer die Pflege und Unterhaltung von Grünflächen und Wegen vorrangig sind. Das Mähen des gemeindeeigenen Rasens und der aufgegebenen und wieder eingesäten Grabstellen steht regelmäßig an, wobei die relativ kleinen Grabstätten am zeitaufwendigsten sind. Zum einen werden es immer mehr, zum anderen können sie nicht mit großem Gerät bearbeitet werden, sondern nur mit Rasenmäher und Freischneider.
Die Friedhöfe sind mit einem Netz aus überwiegend gesplitteten Wegen durchzogen, die von Unkraut befreit und vor Beerdigungen auch geharkt werden müssen. „Wir setzen aus Naturschutzgründen seit einigen Jahren keine Spritzmittel mehr ein, sondern rücken dem Unkraut mit einem Heißluftgerät zu Leibe“, erklärt Andreas Schossau. Die thermische Unkrautbekämpfung sei ebenfalls zeitaufwendig, weil der Arbeiter mit dem Gerät langsam über die Fläche streichen müsse. „Nur dann platzen die Pflanzenzellen, die Pflanze vergiftet sich quasi selbst und die Wurzeln sterben ab.“
Zudem geht die Gemeinde innovative Wege im Umweltschutz und schafft für Fauna und Flora neuen Lebensraum auf den Friedhöfen. Vor einem Jahr wurde eine magere, sandige Fläche im Süden des Holzhauser Friedhofs sich selbst überlassen, es entstand eine Wiese mit Wildblumen. „Das Experiment war erfolgreich, aber um einen intensiveren Blüheffekt und eine größere Pflanzenvielfalt zu erzielen, ist geplant die Fläche mit regionalem Saatgut einzusäen“, sagt Dagmar Meinert. Auf dem südlichen Teil des Friedhofs in Oberlübbe sei eine Obstbaumwiese geplant. „Zukünftig müssen wir auch auf Friedhöfen Natur zulassen in Form von Laubhaufen, Benjeshecken und Blühstreifen als Unterschlupf für Igel und Totholz für Pilze und Kleintiere.“
Der Baubetriebshof kümmert sich außerdem um die Friedhofskapellen. Immerhin würden, berichtet Eike Nagel als Sachbereichsleiter Friedhofswesen, bei rund 80 Prozent der Beerdigungen Trauerfeiern in den Kapellen abgehalten. „Die Zahlen sind nicht rückläufig.“ Darum werden die Gebäude laufend gewartet und kontrolliert: Es werden unter anderem Dachrinnen gesäubert, Anstriche getätigt, die Räume gereinigt, Heizungen pünktlich aufgedreht, Glockenanlagen kontrolliert und im Winter wegen der Frostgefahr das Wasser abgestellt.
Im Laufe der Jahre haben neue Bestattungsformen wie Partnergrabstätten, anonyme Urnengräber und pflegeleichte Rasenreihengräber Einzug auf den Friedhöfen gehalten, für die vom Baubetriebshof Flächen bereitgestellt und angelegt werden. Bei Beerdigungen auf bereits genutzten Grabstätten kümmern sich die Bauhofarbeiter*innen in Zusammenarbeit mit den Bestattungsunternehmen um deren Vorbereitung, sie räumen in der Regel die Grabstelle frei und heben die Gruft aus, vereinbaren bei Bedarf mit den Hinterbliebenen einen Ortstermin und richten nach der Beerdigung das Grab her. Problematisch könne es allerdings, warnt Eike Nagel, bei einer kompletten Grababdeckung mit Zierkies oder einer Steinplatte werden. „Soll hier irgendwann noch eine zweite Person bestattet werden, ist der Nutzer für die Entfernung der Abdeckung zuständig.“
Aus diesem Grund empfiehlt er auch Nutzern, wenn sie denn einen Baum pflanzen wollen, den Griff zu einer kleinwüchsigen Art. Gebe es eine Hecke, müsse diese mindestens alle zwei Jahre gestutzt werden. „Ansonsten ist es die Aufgabe jedes Nutzers, ein Grab so zu pflegen und von Unkraut freizuhalten, dass es dem Ort gemäß ein würdiges Aussehen besitzt.“ Aufgabe der Gemeinde sei es, den Friedhofsbesucher*innen einen verkehrssicheren Zugang zu den Grabstätten zu ermöglichen, beispielsweise nach Schneefall im Winter oder bei Sturmschäden.
Ein Vorschlag des Senior*innenbeirates wird gerade nach und nach umgesetzt: Die Absenkung der Abfallmulden auf den Friedhöfen, um Senior*innen den Zugang und damit die Arbeit zu erleichtern.
Quelle: Gemeinde Hille, 04.01.2022