Bluesrock in der Kulturfabrik – „Schwarzbrenner“ treten mit neuen Alben in der Vlothoer Kulturfabrik auf

    Sie geben alten Worten mit Musik neues Leben (von links): Bassist Rolf Menzen, Sänger und Gitarrist Wolfgang Becker sowie Schlagzeuger Christoph Keisers. Fotograf: Michael Nacke
    Sie geben alten Worten mit Musik neues Leben (von links): Bassist Rolf Menzen, Sänger und Gitarrist Wolfgang Becker sowie Schlagzeuger Christoph Keisers. Fotograf: Michael Nacke

    Die Vergangenheit ist ein Buch mit sieben Siegeln. Wer hinein schaut, verlässt sich beim Deuten allzu leicht auf seinen eigenen Zeitgeist. Die Band „Schwarzbrenner“ kleidet die Worte der Vergangenheit in Bluesrock. Wer sich ihm hingibt, dem erschließen sich Raum und Zeit intuitiv über Klang und Emotion.

    Am Samstag, 7. Mai, tritt „Schwarzbrenner“ in der Vlothoer Kulturfabrik auf.
    Nach der Corona-Pause bringt das Trio zwei neue Alben mit. Die Sprache ihrer Lieder, eine andere: „Über einsame Wege, Wo schon die Nächte fallen, Sieht man fern sie gehen, Die in den Himmel wallen“, dichtete einst Georg Heym, mit dessen Gedicht die CD „Zauberworte“ (2021) beginnt. Die Musik verbindet. Schlägt eine Brücke zum Anfang des 20. Jahrhunderts, als der Dichter vom Anfang der wuchernden Moderne überwältigt war.
    Wolfgang Becker bettet die beseelten Worte des Dichters mit belebendem Gesang in die Blues-Rhythmen ein. Bass, Schlagzeug und Gitarre des Stücks „Irrlichter über den Feldern“ lassen die ungeheure Beschleunigung des Lebens vor 100 Jahren wieder lebendig werden, den ungezügelten Konsum der damaligen Zeit, das Absinken der Massen in die Anonymität.

    Die CD „Goldene Ströme“ (2022) widmet sich der Lyrik des Schriftstellers Joseph von Eichendorff (1788-1857), der weit vor Georg Heym romantische Prosa verfasste, die in Geschmack und Ton noch nichts von der Marter der Moderne wusste: „Kennst du noch den Zaubersaal, Wo süß Melodien wehen, Zwischen Sternen ohne Zahl, Frauen auf und niedergehen?“ Die Band hat die Gedichte Eichendorffs mit gefühlvollen Melodien in die Gegenwart gehoben, die losgelöst von der Zeit ein seltener Genuss für den Zuhörer
    sind. Das Fühlen der Musik schließt die Tür zu einer einer verborgenen, unbeschwerten Zeit auf und hebt die anfangs fernen
    Worte klarer ans Herz.

    Wer sich über den Genuss hinaus tiefer in die Zeit begeben will, der dürfte so manche Überraschung erleben. Denn am Verstand vorbei können sich ungeahnte Aussichten auf die Vergangenheit öffnen, welche die Gegenwart beflügeln.


    „Uns geht es beim Komponieren um das Einfühlen, um das Fallenlassen in die Musik. Sperrige Interpretation ermuntern nicht gerade dazu, sich durch die Zeitmauern hindurch zu arbeiten“, sagt Wolfgang Becker. Die Moderne habe ihre eigenen Regeln, nach der sie funktioniere. Goethe sagte über die Vergangenheit in seinem „Faust“: „Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit sind uns ein Buch mit sieben Siegeln. Was ihr den Geist der Zeiten heißt, das ist im Grunde der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln.“

    Mit ihrer Musik schafft es die Band „Schwarzbrenner“ am Verstand vorbei intuitive Brücken in die Vergangenheit zu schlagen, zu den genannten Dichtern und Lyrikern wie Andreas Gryphius (1616-1664), Achim von Arnim (1781-1831) oder Clemens Brentano (1778-1842). Was sich daraus entfalten kann, erfahren die Gäste des Konzerts am Samstag, 7. Mai, um 20 Uhr.

    Weitere Informationen auf www.schwarzbrenner.de