KAVG setzt geplante Modernisierung des Heizkraftwerkes vorerst aus

    Henning Schreiber, Geschäftsführer der KAVG
    Henning Schreiber, Geschäftsführer der KAVG

    KAVG setzt geplante Modernisierung des Heizkraftwerkes vorerst aus

    Minden. Die KAVG (KreisAbfallVerwertungsGesellschaft mbH Minden-Lübbecke) – ein modernes Unternehmen der kommunalen Abfallwirtschaft und Tochtergesellschaft des Kreises – plant seit zwei Jahren die Modernisierung des betriebseigenen Heizkraftwerkes in der Karlstraße in Minden. Jetzt hat der Aufsichtsrat der KAVG beschlossen, das Modernisierungsprojekt auszusetzen. Hintergrund ist die aktuelle Preisexplosion der Modernisierungskosten und die gegenwärtige Wirtschaftslage: Momentan muss davon ausgegangen werden, dass sich die ursprünglich kalkulierte Summe von 30 Mio. Euro mindestens verdoppeln würde.

    „Zunächst hatten wir uns den Projektfortschritt angeschaut und eine wirtschaftliche Analyse durchgeführt, um zu ermitteln, ob das Projekt so weiterlaufen kann wie geplant“, so Geschäftsführer Henning Schreiber. „Die Krise in der Ukraine und die jüngsten Preis- und Zinserhöhungen lassen uns derzeit keinen Spielraum für die Anlagenerweiterung“, bedauert Schreiber. „Das war eine schwierige Entscheidung, denn eigentlich sind wir von den Vorteilen der geplanten Modernisierung mehr als überzeugt: Mit ihr stärken wir die Kreislaufwirtschaft, schützen Ressourcen hier in der Region und bleiben auch in Zukunft konkurrenzfähig. Mit dem Projekt wollten wir frühzeitig für erwartbare Wachstumstendenzen gewappnet sein.“

    Jetzt haben die ungeplanten marktwirtschaftlichen Entwicklungen den vierzehnköpfigen Aufsichtsrat der KAVG dazu gezwungen, die Anlagenerweiterung des Heizkraftwerkes zu stoppen. „Am Ende würde die Refinanzierung den Gebührenzahler treffen, und das ist nicht vertretbar“, so Schreiber. Das HKW-Erweiterungsprojekt wird so lange angehalten, bis eine neue Analyse der marktwirtschaftlichen Situation sinnvoll erscheint. Darüber sind sich auch die Mitglieder des Aufsichtsrates einig.

    Wie geht es mit dem Heizkraftwerk weiter?

    Der Betrieb des jetzigen Heizkraftwerkes läuft derzeit weiter, ebenso die üblichen Revisionen. Das HKW ist sicher und voll funktionstüchtig. „Grundsätzlich ist unser Ziel, das Projekt zu einem klugen Zeitpunkt wiederaufzunehmen. Der Planungsprozess war jederzeit so aufgebaut, dass die erarbeiteten Ergebnisse und Unterlagen auch in der Zukunft verwendet werden können“, zeigt sich Projektleiter Ingenieur Thomas Kropp, Prokurist und Leiter der technischen Anlagen bei der KAVG, zuversichtlich.

    Weitere Informationen zum Heizkraftwerk Minden: Energiebündel und Klimaschützer

    Das Heizkraftwerk am Industriehafen in der Karlstraße wandelt seit 2002 jährlich bis zu 40.000 Tonnen sogenannter Ersatzbrennstoffe (EBS) in Wärme um. Diese EBS werden im Entsorgungszentrum Pohlschen Heide aus nicht anderweitig verwertbaren, ungefährlichen Abfällen wie verunreinigten Papier, Pappe und Kartonagen, verschiedensten Kunststoffen, nicht trennbaren Verbundstoffen und unbrauchbaren Textilien produziert. „Mit der im Heizkraftwerk erzeugten Energie versorgt die KAVG ein benachbartes Pharmaunternehmen mit Prozessdampf. So ersetzen wir mit der thermischen Verwertung von Abfällen fossile Brennstoffe und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz“, erklärt KAVG-Geschäftsführer Henning Schreiber.

    Argumente für die Modernisierung: Technik und gestiegene Kapazitätsanforderungen

    „Nach zwanzigjährigem Betrieb des Heizkraftwerkes ergab eine 2019 in Auftrag gegebene Expertise, dass die Modernisierung und Sanierung wesentlicher Bereiche der reparaturintensiven Anlagentechnik wirtschaftlich sinnvoll sind. Darüber hinaus hatten sich zum damaligen Zeitpunkt die EBS-Mengen auf der Pohlschen Heide nahezu verdoppelt, und auch der Dampfbedarf der Industrieabnehmer ist deutlich angestiegen. Die heutigen Kapazitäten des Heizkraftwerkes reichen also nicht mehr aus, um die Mengenansprüche zu erfüllen“, sagt Thomas Kropp.

    Mit dem ursprünglich geplanten Modernisierungsprojekt sollte also auch die Verbrennungsleistung deutlich gesteigert werden, um die auf der Pohlschen Heide erzeugten Ersatzbrennstoffe direkt hier in der Region thermisch zu verwerten – damit wird gleichzeitig sogenannter „Mülltourismus“ vermieden. Henning Schreiber betont: Das Heizkraftwerk ist und bleibt ein wertvoller Baustein der regionalen Energieversorgung sowohl für unsere Partner aus der Wirtschaft als auch künftig für die Wärmeversorgung der Stadt Minden.“

    Als Konsequenz der damaligen Expertise hatte die KAVG am im Sommer 2020 bei der Bezirksregierung Detmold einen Änderungsantrag auf Modernisierung des Heizkraftwerkes gestellt, der im ersten Quartal 2021 positiv beschieden worden war. Schon zuvor im Oktober 2019 hatte die KAVG die Öffentlichkeit über die Pläne informiert und mit einbezogen unter anderem bei öffentlichen Veranstaltungen. Sobald das Projekt fortgesetzt werden kann, wird auch die Öffentlichkeit über die weiteren Entwicklungen informiert.