Wer in den vergangenen Tagen die Beilagen des Handelsblattes oder Welt gelesen hat, dem dürfte der rot, grün und gelb gefärbte Elefant aufgefallen sein. Die Initiatoren der bundesweiten Anzeigenkampagne sind Unternehmen aus dem Mühlenkreis. Auch Hiller Unternehmer sind beteiligt. Doch was bewegte die Unternehmen zu dieser Aktion und was wollen sie erreichen?

Wir freuen uns, dass der Geschäftsführende Gesellschafter der Ornamin-Kunststoffwerke aus Minden, Dr. von der Emde, sich bereit erklärt hat, uns im Rahmen eines Interviews unsere Fragen zu beantworten.
Wie entstand die Idee zu dieser Kampagne?
Anfang des Jahres wollte ich mich – zuerst mit Plakaten, dann mit Fahnen – solidarisch mit den Protesten der Landwirte und Spediteure zeigen. Das hatte Aufmerksamkeit erregt und zu einem größeren Artikel bei der lokalen Tageszeitung geführt. Die Fahnen und Bericht führten dann zu zahlreichen Rückmeldungen. Da es Bedarf nach einem Austausch gab, haben sich dann rund ein Dutzend Personen getroffen.
Bei diesen Treffen haben wir auch über mögliche Lösungsansätze und das weitere Vorgehen diskutiert. Wir wollten sicherstellen, dass unsere Inhalte so klar und unveränderbar wie möglich kommuniziert werden. Immerhin gab es selbst in unserem kleinen Kreis bereits Teilnehmer, die erlebt haben, dass Aussagen nicht richtig, nicht vollständig oder aus dem Kontext gerissen kommuniziert und teilweise auch unsachlich bewertet wurden.
Wie viele Unternehmen sind an der Aktion beteiligt?
Mehr Unternehmen als Logos auf der Anzeige sind. Genau aus der gerade angesprochenen Sorge vor negativen Konsequenzen – auch wenn sachliche Forderungen gestellt werden – haben einige auf eine Nennung Ihres Namens oder Logos verzichtet, unterstützen die Kampagne anonym. Zudem wächst der Kreis der teilnehmenden Unternehmer bereits. In unserem Kreis sind nicht nur Produktionsunternehmen, sondern Unternehmer, Selbstständige und Freiberufler aus den unterschiedlichsten Branchen- bzw. Fachbereichen.
Wie ist die aktuelle Situation der Unternehmen im Mühlenkreis?
Meine Wahrnehmung als Unternehmer und aus vielen Gesprächen ist, dass es derzeit bei vielen Unternehmen zumindest eine angespannte Stimmung gibt. Im Detail sind es unterschiedliche Sorgen, welche aber meistens zu einer negativen Zukunftsperspektive führen. Nach der aktuellen IHK-Konjunkturprognose für den Mühlenkreis erwarten beispielsweise 54 % der Industrieunternehmen fallende Erträge in den nächsten 12 Monaten. Jetzt sollte man aber nicht übersehen, dass es bei vielen dieser Unternehmen, die weiterhin fallende Erträge erwarten, schon Kurzarbeit gibt.
Profitieren Unternehmen nicht von Kurzarbeit?
Das Kurzarbeitergeld ist für bestimme Fälle, wie einen vorübergehenden Arbeitsausfall gedacht. Dann ist es hilfreich Arbeitsplätze zu erhalten. Aber ich bin mir sicher, dass die meisten Arbeitgeber und Arbeitnehmer lieber normal und nicht in Kurzarbeit arbeiten wollen. Zudem müssen die Unternehmen natürlich einschätzen, ob es sich um einen vorübergehenden Arbeitsausfall handelt oder ob dieser dauerhaft anhält und weniger Personal ausreicht. Schließlich fallen neben den Lohnkosten auch andere Kosten für Maschinen usw. an. Und wenn die meisten externen Prognosen negativ sind und sich bei den Gesprächen mit Kunden kein positives Bild abzeichnet, muss man selbst entsprechend vorsichtig agieren und ggfs. strukturelle Maßnahmen einleiten, bspw. Arbeitsplätze abbauen.
Für die Mitarbeiter ist eine lange Kurzarbeit auch nicht attraktiv, da sie mit finanziellen Einbußen verbunden ist. Einige Arbeitgeber stocken das Kurarbeitergeld auf, um diese für die Mitarbeiter gering zu halten. Aber bei den Privathaushalten sind die Kosten für Energie, Lebensmittel etc. auch stark gestiegen. Außerdem wollen engagierte und fleißige Mitarbeiter auch eine möglichst positive Perspektive und verständlicherweise auch finanziell von ihrer Arbeit profitieren.
Welche Auswirkungen haben diese düsteren Aussichten?
Einige sind bereits sichtbar. Größere Unternehmen verlagern – wenn auch „nur“ teilweise – in andere Länder. Ein Beispiel hierfür ist Miele. Dann finden sich Berichte über größere Stellenreduzierungen und Kosteneinsparungen oder sogar Insolvenzen. Bei großen Betrieben wirkt sich das häufig auch spürbar auf den Ort oder sogar Region aus. Nicht nur weil die großen Betriebe vor Ort kleinere Unternehmen und Selbstständige beauftragen. Ein paar hundert oder tausend Beschäftigte weniger werden auch die Gastronomen, Bäckereien usw. vor Ort dort spürbar merken, bei denen vorher zu Mittag gegessen oder ein Pausenbrot gekauft wurde. Im schlimmsten Fall dreht sich dann eine Spirale nach unten. Sowohl die betroffenen Menschen als auch die noch aktiven Unternehmen werden versuchen alle nicht notwendigen Ausgaben zu streichen.
Größere Stellenstreichungen, Produktionsverlegungen oder Insolvenzen können auch Auswirkungen auf Unternehmen haben, die viele hundert Kilometer weit entfernt sind. Meistens handelt es sich dann um Zulieferer oder Dienstleister. Gerade bei kleineren Unternehmen kann der Wegfall eines großen Kunden gravierende Folgen, bis hin zur Insolvenz, haben.
Was wollen Sie mit der Kampagne erreichen?
Als Unternehmer wollen wir durch Veröffentlichung unserer Standpunkte dafür Sorge tragen, dass andere Unternehmer, Selbstständige und auch unsere Mitarbeiter wieder den Mut zur freien Meinungsäußerung zurückgewinnen. Mit einer offenen, durchaus auch kontroversen, aber sachlichen und konstruktiven Diskussionskultur lassen sich dann sicherlich auch Lösungen für die vielen Probleme finden. Ein paar Anregungen welche Punkte wir angehen sollten, haben wir auch in der Anzeige hinterlegt.
Wenn vernünftige Lösungen gefunden werden, ergibt sich auch wieder eine positive Perspektive für die Unternehmen, Selbstständigen, Freiberufler, Mitarbeiter und alle ihre Familien.
Weiterhin werden wir versuchen, deutschlandweit Mitstreiter zu gewinnen, um für wettbewerbsfähige wirtschaftliche Rahmenbedingungen am Industriestandort Deutschland einzutreten.
An wen können sich interessierte Personen wenden?
Wir haben eine zentrale E-Mail-Adresse (info@kontakt-elefant.de) eingerichtet, über die wir erreichbar sind.