Gut gelaunt empfingen die Initiatoren der Bürgerenergie Mühlenkreis eG (Uwe Habbe, Rolf Tiemann, Uwe Hempen-Hermeier, Wilhelm Rohlfing und Betram Schulte) die eingeladenen Pressevertreter am 29.01.2025, um über den aktuellen Stand zu berichten.
Nach der Begrüßung wurde die derzeitige Situation des Windkraftausbaus in NRW und im Bund sowie der Stand der eigenen Planung dargestellt. Die meisten Gutachten liegen mittlerweile vor, die noch offenen sollen im Februar geliefert werden. Nach aktueller Planung sollen Ende 2026 oder Anfang 2027 zwei Anlagen des Auricher Herstellers Enercon in Betrieb genommen werden. Die Windräder vom Typ E138 haben eine Nabenhöhe von 160 Metern und einen Rotordurchmesser von 138 Metern mit aktiver Blattverstellung. Diese ermöglicht es, die Rotorblätter flexibel an wechselnde Windverhältnisse anzupassen oder die Leistung zur Reduzierung von Schallemissionen vorübergehend zu drosseln.
Strom für 6.000 Hiller Haushalte(?)
Die Anlagen werden zwischen Süd- und Nordhemmern errichtet und könnten rein rechnerisch den Energiebedarf von etwa 6.000 Haushalten decken. Ob die Genossenschaft den erzeugten Strom in Zukunft direkt an Endverbraucher verkauft, steht jedoch bisher nicht fest. Grundsätzlich könnten die zukünftigen Miteigentümer der Genossenschaft darüber entscheiden. Aktuell wäre ein direkter Verkauf allerdings mit einigen Herausforderungen verbunden.
Zudem stellt sich die Frage, ob ein Direktverkauf für die Bürger und Genossen wirtschaftlich attraktiv wäre. Da es sich um eine Genossenschaft und ein sogenanntes Repowering-Projekt handelt, erhalten die Betreiber 20 Jahre lang eine garantierte Einspeisevergütung. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, bei hohen Strompreisen den erzeugten Strom kurzfristig über einen Dienstleister an der Strombörse zu verkaufen. Denkbar wäre auch, die gewonnene Energie zukünftig zwischenzuspeichern, wenn die Strompreise niedrig sind, und sie erst bei höheren Preisen wieder ins Netz einzuspeisen. Diese Art der Zwischenspeicherung kennen die derzeitigen Energie-Genossen aus anderen Projekten, sie ist für dieses Vorhaben jedoch bisher nicht eingeplant.

Fast 400 Personen wollen sich am Projekt beteiligen
Mit viel Engagement und nach drei Informationsveranstaltungen in der Gemeinde Hille haben die Gründer knapp 400 Personen gefunden, die sich an dem Projekt beteiligen möchten. Die zukünftigen Genossen stellen rund 3,7 Millionen Euro Kapital zur Verfügung – deutlich mehr als die mindestens erforderlichen 2,2 Millionen Euro, um das Projekt zu starten. Die Gründer streben eine durchschnittliche Rendite von 4 bis 6 Prozent an, wobei die zukünftige Generalversammlung über die Ausschüttung entscheidet.
Noch bis zum 9. Februar 2025 Interesse bekunden
Nach Angaben der Gründungsmitglieder können Interessenten noch bis zum 9. Februar 2025 (Mitternacht) auf der Webseite buergerenergie-muehlenkreis.de ihr Interesse bekunden. Eine Beteiligung ist ab 1.000 EUR möglich, maximal können 50 Anteile erworben werden. Jedes Mitglied hat unabhängig von der Anzahl der Anteile eine Stimme, und das Risiko ist auf die eigene Einlage begrenzt.
Vorsichtig, digital und lokal
Die Gründer betonen immer wieder, dass sie vorsichtig und konservativ kalkulieren. Immerhin handelt es sich um ein Projekt mit einem Umfang von rund 13 Millionen Euro, das zahlreichen Einflussfaktoren unterliegt – unter anderem politischen Entscheidungen aus Berlin und Düsseldorf. Dennoch hoffen sie, bereits im Sommer mit dem Bau beginnen zu können – auch wenn der offiziell geplante Baubeginn erst im Herbst liegt.
Um sich voll auf das Bauprojekt zu konzentrieren und gleichzeitig die Genossenschaft professionell zu verwalten, setzen die Initiatoren auf eine speziell für Genossenschaften entwickelte Software. Diese ermöglicht eine effiziente Verwaltung der Mitglieder und etwa einen weitestgehend automatisierten Versand steuerlich relevanter Unterlagen.
Dennoch besteht die Möglichkeit, sich persönlich auszutauschen. Die Gründer haben im evangelischen Gemeindehaus Südhemmern ein Zimmer als Büro angemietet. Damit unterstützen sie die Kirche bei den laufenden Kosten für das Gebäude und haben zugleich einen Standort in unmittelbarer Nähe zu den geplanten Windenergieanlagen.
Autor: ST/29.01.2025, Quellen: Informationen und Bild Lageplan = Bürgererergiegenossenschaft Mühlenkreis, Bild der Enercon-Anlagen = ENERCON Global GmbH