Der Bürgerbus – eine Erfolgsgeschichte

Der Bürgerbus Hille startet am Rathaus in Hartum, Manfred Sudek sitzt am Lenkrad. Foto: Gemeinde Hille
Der Bürgerbus Hille startet am Rathaus in Hartum, Manfred Sudek sitzt am Lenkrad. Foto: Gemeinde Hille

In coronafreien Zeiten nutzen monatlich 550 Fahrgäste die Linie 526

Seit gut zehn Jahren rollt der Bürgerbus durch die Gemeinde Hille, viele Bürger*innen kennen das weiße Fahrzeug mit der orange-grauen Beschriftung und wissen: Er hält im Stundentakt auch in entlegeneren Straßen und Ortsteilen der Gemeinde, in die kein anderer Linienbus fährt und steuert Haltestellen an, an denen sie in andere Linien umsteigen können um nach Minden, Lübbecke und Rahden sowie in die weitere Region zu kommen. Auch bringt er sie nach Hille und Hartum, wo sich Geschäfte, Betriebe, Dienstleister und Ärzte konzentrieren. Wer zum Rathaus will, wird direkt vor der Tür abgesetzt. Bei den beiden Seniorenheimen in Hille und nahe der Apotheke in Rothenuffeln hält der Bürgerbus ebenfalls.

Der Bürgerbus ist ein Linienbus der MKB Die Linie trägt die Nummer 526. Es gibt einen detaillierten Fahrplan, in dem alle 49 Haltestellen namentlich und als Plan, die Abfahrtszeiten und Tarife – es gelten die der Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (MHV) – aufgeführt sind. Jetzt, in Coronazeiten, ist er  nur im Bürgerbus erhältlich, ansonsten liegt er unter anderem im Rathaus, in Apotheken und Läden aus.

Im Dezember 2009 wurde der Bürgerbusverein Hille gegründet. Grundidee ist es, in der Gemeinde Hille eine Nord-Süd-Busverbindung anzubieten und damit die Alltagsmobilität der Einwohner*innen sicher zu stellen, denn die Linie 605 nach Minden und Rahden beziehungsweise die Linie 513 nach Minden und Lübbecke verkehren nur in Ost-West-Richtung.

Mitfahren dürfen nach Auskunft von Karl-Heinz Haseloh, Vorstandsmitglied des Bürgerbusvereins, große und kleine sowie alte und junge Menschen. So schätzen Senioren*innen und Personen mit Behinderungen den Fahrservice genauso wie Schüler*innen und Menschen ohne Führerschein. Acht Fahrgäste finden in dem Transporter Platz, auch ein Rollator oder Rollstuhl wird mitgenommen.

Der Bürgerbus fährt im Stundentakt normalerweise montags bis freitags von kurz nach 7.00 bis 16.30 Uhr, geparkt wird er am Rathaus in Hartum, wo die erste Tour beginnt. Pandemiebedingt erfolgt der Start akuell um 8.10 Uhr. Täglich kommen 325 Kilometer auf den Tacho, das macht aufs Jahr hochgerechnet 78.000 Kilometer. Bis auf Südhemmern – hier hält die Linie 605 mit Haltestellen in Hille und Hartum und entsprechendem Anschluss an den Bürgerbus – werden alle Dörfer im Gemeindegebiet angefahren.

Das Besondere am Bürgerbus sind nicht nur ein den klassischen ÖPNV ergänzender Streckenverlauf und die geringe Anzahl an Sitzplätzen, sondern seine Fahrer*innen: Sie setzen sich ehrenamtlich hinters Lenkrad. Aktuell sind es 21 Männer und eine Frau, die meisten sind Rentner, elf von ihnen sind seit der ersten Fahrt am 2. August 2010 dabei.

Einer von ihnen ist Dieter Gartmann, der sich zudem um die technische Sicherheit des Fahrzeugs kümmert, dafür sorgt, dass beispielsweise neue Reifen aufgezogen werden und der TÜV-Termin eingehalten wird. Die Betriebskosten übernimmt die MKB. Dieter Gartmann ist mit Leib und Seele Busfahrer, lernt er doch ständig neue, interessante Menschen kennen. Seine ruhige, ausgeglichene, freundliche Art kommt bei den Fahrgästen an. Manche schütten ihm ihr Herz aus, berichten von ihren Sorgen und Problemen, vertrauen ihm. „Für sie bin ich eine Art Kummerkasten“, sagt Dieter Gartmann.

Er und seine Kolleg*innen werden manchmal auch beschenkt, bekommen als Dankeschön Süßigkeiten oder selbst gekochte Marmelade. Dieter Gartmann erinnert sich an eine vor dem Bürgerkrieg im Nahen Osten geflohene Frau, die ihm ein süßes, noch warmes Gebäck überreichte – gebacken nach einem Rezept aus ihrer Heimat. Eine andere geflüchtete Mutter, die ihr Kind zur Schule brachte,  bat ihn quasi um einen Deutschkurs während der Fahrt. Er solle viel mit ihr sprechen, damit sie die fremde Sprache lerne. „Heute kann sie fließend Deutsch“, freut er sich, ihr auf diese unkomplizierte Art geholfen zu haben.

In normalen Zeiten zählt der Bürgerbusverein nach Auskunft von Karl-Heinz Haseloh durchschnittlich 550 Fahrgäste im Monat, im ersten Coronajahr 2020 war es ein Drittel weniger. In den Anfangsjahren nutzten lediglich 40 Menschen monatlich den Bus – der Service musste sich erst noch herumsprechen.

Das Projekt „Bürgerbus“ steht und fällt mit den Fahrern. Nur wenn sich genug Männer und Frauen ehrenamtlich engagieren (sie benötigen lediglich den Führerschein Klasse B, früher Klasse 3), kann der Fahrdienst aufrecht erhalten werden. Wer Interesse hat, kann sich an Karl-Heinz Haseloh, Telefon 05703/1719, wenden. Der informiert nicht nur über den Bürgerbus, sondern auch über dessen Förderverein. „Bei uns wird Geselligkeit groß geschrieben. Der Förderverein organisiert Grillabende, Ausflüge und andere Unternehmungen.“ (www.hille.de)

Quelle: PM, Gemeinde Hille, 19.4.2021 I Foto: Gemeinde Hille