„Wir müssen schon heute alles tun, um morgen das Netz der Zukunft zu erhalten.“

Endspurt in Hille, Greenfiber
Endspurt in Hille, Greenfiber

Gespräch mit dem Gigabit-Beauftragten des Mühlenkreises, Enrico Nauen


Am Sonntag endet in Hille die erste Vermarktungsphase des kommunalen Glasfasernetzes. Bis zum 31. Oktober entscheidet sich, ob ganz Hille glasfaserschnell wird. Denn nur, wenn 40 Prozent aller Haushalte einen Glasfaseranschluss beantragen, kann das Projekt realisiert werden.


Enrico Nauen ist Gigabit-Beauftragter des Mühlenkreises.
Er koordiniert den Glasfaser-Ausbau der untersorgten Gebiete. Kurz vor dem Stichtag, an dem sich entscheidet, ob ganz Hille glasfaserschnell wird, haben wir Enrico Nauen zu einem kurzen Interview gebeten.


Der geförderte Ausbau des Glasfasernetzes in Kreis Minden-Lübbecke geht voran. Das bedeutet natürlich, dass die bisher unterversorgten Gebiete schon bald ein modernes, zukunftsfähiges Netz haben, während andere Gebiete weiterhin am alten Kupfernetz hängen. Einige Kommunen im Kreis, wie z.B. Rahden, Minden, Lübbecke, Espelkamp und auch Hille starten jetzt Projekte des flächendeckenden Ausbaus. Ist das der richtige Weg?


Enrico Nauen: Auf jeden Fall! Perspektivisch muss alles dafür getan werden, dass über kurz oder lang jedes Gebäude im Kreis Minden-Lübbecke an das Glasfasernetz angebunden werden kann. Heute mag dem ein oder anderen die vorhandene Bandbreite über Kupfer noch reichen, was jedoch übermorgen schon ganz anders aussehen kann. Wir müssen schon heute alles tun, um morgen das Netz der Zukunft zu erhalten.


Was bedeutet Glasfaser für die Haushalte? Ist es nur schnelles Internet oder welche Möglichkeiten bietet die neue Infrastruktur sonst noch?


Enrico Nauen: Es bedeutet für viele Haushalte eine völlig neue digitale Zeit. Wenn Sie heute im Kupfernetz Internetanwendungen nutzen, haben Sie in der Regel noch Ladepausen und manchmal, gerade dann, wenn die Nachbarn auch alle im Homeschooling oder Homeoffice sind, dann hängt es auch schon mal. Hier wurde mir von den ersten Haushalten im Westen des Kreises mitgeteilt, dass es so etwas, wie „Ladepausen“ kaum mehr gibt. Es sei ein völlig neues Internet, so heißt es. Natürlich bedeutet es für diejenigen, die lediglich ihre E-Mail abrufen, erst einmal nicht viel. Dafür reichen ja auch wenige Mbit/s. Jedoch mag es in naher Zukunft Anwendungen geben, die auch für diese Menschen interessant sind: Smarte Pflege, Arztbesuche über Videosprechstunde und vielleicht auch mal ein digitaler Kaffeeklatsch, ja tatsächlich kann ich mir auch so etwas in der Zukunft gut vorstellen. Mit der Glasfaser wird es morgen Angebote geben, die wir heute noch gar denken. Und nicht zuletzt gibt es noch die, die eben immer ganz vorne dabei sein wollen, die heute schon den 10 Gbit/s Tarif buchen. Ja selbstverständlich braucht das heute noch niemand wirklich. Aber zum Entdecken und ausprobieren ist das super. Die 10 Gbit/s Technik für den semiprofessionellen Bereich
wird langsam erschwinglich. Warum nicht ein kleines Battle, lasst uns doch mal zeigen, wer den schnellsten Anschluss hat.

Die Konditionen für die Hausanschlüsse beim flächendeckenden Ausbau sind, wie gerade in Hille, mit denen im geförderten Ausbau derzeit sehr vergleichbar. Warum ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, sich jetzt an das Glasfasernetz anzuschließen zu lassen?


Enrico Nauen: Die Konditionen während der Vorvermarktung sind großartig! Wenn man den Anschluss für „fast geschenkt“ nicht nutzt, dann weiß ich nicht, wie wir den Menschen noch helfen sollen. Im Nachgang kostet es viel mehr. Ich kenne einige, die die Chance erst viel zu spät erkannt haben und sich nun darüber ärgern, dass sie nach der Vorvermarktung nun 500 € zahlen müssen. Und dann gibt es auch die, die weder im geförderten Ausbau noch in den anderen Projektgebieten wohnen, die zahlen dann 3.500 € und mehr. Die wären wiederum froh, in einem Bereich zu wohnen, wo sie beispielsweise den Anschluss für 100 € bekommen könnten.


Was empfehlen sie Haushalten, die sich für einen Glasfaseranschluss interessieren, bis zum
Ende der Vermarktungsphase in Hille zu tun?


Enrico Nauen: Ich empfehle allen: Nutzt die Chance und schließt einen Vertrag ab. Kündigen können Sie zum Ende der Laufzeit immer noch, den Kupferanschluss baut ja niemand aus. Der bleibt so wie er ist und Sie können jederzeit zurück auf das alte Netz. Wenn Sie das nicht für sich machen, dann für die Gemeinschaft, für Stemwede, Rahden, Espelkamp und Hille. Nur wenn möglichst viele mitmachen, profitieren Sie als Gemeinde davon. Lübbecke hat es geschafft, hier wird das kommunale Netz gebaut, weil die Quote erreicht wurde. Sie haben es jetzt selbst in der Hand, so schnell wird es eine solche Chance für die Gemeinde wohl nicht mehr geben. Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Nachbarn alle mitmachen und Sie gemeinsam das Ziel erreichen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Quelle: Greenfiber, 27.10.2021