Minden/Hille: Die Herstellung von Qualitätskompost aus Bioabfall wird für deutsche Abfallwirtschaftsbetriebe durch zu hohe Störstoffanteile zur Mammutaufgabe. Die erstmalige bundesweite Tonnenkontrollaktion ist beendet. Im Kontrollzeitraum (10 Werktage) wurden im Kreis Minden-Lübbecke 570 Behälter mit einer „roten Karte“ stehen gelassen. In ganz Deutschland bestanden 15.000 Tonnen von 334.336 kontrollierten den Test nicht und wurden ohne Leerung stehengelassen. Denn in ihnen fanden sich diverse Inhalte, die dort nichts zu suchen haben. Notwendig wurde die Aktion des Vereins wirfuerbio, weil die Herstellung von Qualitätskompost aus Bioabfall für deutsche Abfallwirtschaftsbetriebe durch zu hohe Störstoffanteile immer schwieriger wird.
Obst- und Gemüsereste, verdorbene Lebensmittel, Rasenschnitt – all das landet im Kreis Minden-Lübbecke in der Biotonne. Leider landen auch immer mehr Störstoffe – allen voran Plastiktüten und -verpackungen sowie sog. „kompostierbare Folienbeutel“ – in der Biotonne. Um das Trennverhalten der Bürgerinnen und Bürger positiv zu beeinflussen, hat sich die KreisAbfallVerwertungsGesellschaft Minden-Lübbecke (KAVG) der bundesweiten Aktion angeschlossen. Unter dem Motto „Dein Biomüll ist wichtig für’s Klima!“ wurden in mehr als 50 Kreisen und Städten, und so auch im Kreis Minden-Lübbecke, die Tonnendeckel hochgeklappt.
Insgesamt wurden an 10 Werktagen über 14.000 Behälter kontrolliert. 4,07 Prozent konnten nicht geleert werden. Bundesweit liegt der Anteil nicht geleerter Tonnen bei 4,6 Prozent. Würden auch die (wegen sog. „kompostierbarer“ Folienbeutel) mit einer gelben Karte gekennzeichneten Behälter in die Berechnung einfließen, läge der Anteil der Biotonnen mit Störstoffen hier bei uns im Kreis sogar bei 7,92%. Was viele nicht wissen: Auch „kompostierbare“ Folienbeutel stören die Bioabfallbehandlung und sind daher im Kreis Minden-Lübbecke laut Abfallsatzung (Stand 01.2020) nicht zugelassen. Diese Information sollte durch die gelbe Karte gezielt an die Bürgerinnen und Bürger gegeben werden, die diese Tüten in allerbester Absicht verwenden.
Die KAVG zieht ein positives Fazit.
Das Feedback aus der Bevölkerung war überwiegend positiv und verständnisvoll. Sowohl die Biotonnen-Hotline der KAVG als auch die zuständigen Kommunen standen für Rückfragen der Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung. Das Fazit: Relativ wenige Anrufe, gute Gespräche, viel Verständnis und Zustimmung für die Kontrolle, Erstaunen bzgl. der Verwendung „kompostierbarer Folienbeutel“ und Unsicherheiten bei der Abfalltrennung. „Insgesamt ist das Trennverhalten der Bürgerinnen und Bürger erfreulich, leider gibt es aber immer wieder Ausnahmen. Wir wollen das Trennverhalten positiv beeinflussen und mit den Stichprobenkontrollen aufklären, nicht bestrafen“, betont Henning Schreiber, Geschäftsführer der KAVG. Das Entsorgungsunternehmen ist auf das korrekte Trennverhalten der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. „Wir wollen weiter in den Küchen und Biotonnen positive Veränderungen bewirken. Denn nur aus sauberen Bioabfällen kann saubere Komposterde werden.“, betont Wilfried Buhre, Leiter Biologische Abfallbehandlungsanlagen bei der KAVG.
Biomüll ist wichtig für’s Klima: Das Problem Störstoffe in Zahlen in Deutschland
Aus Biomüll wird Bioenergie und Kompost. Bei einer Quote von 4,6 Prozent nicht geleerter Tonnen pro Jahr lassen sich – auf das Jahr gerechnet – 69.000 weniger Menschen mit Energie aus Bioabfall versorgen. Das entspricht den Einwohnerzahlen der Kommunen Hille, Pr. Oldendorf, Rahden, Stemwede und Hüllhorst zusammen.
Vor allem die stoffliche Verwertung sei hier ein Problem, erklärt Jens Ohde vom Verein wirfuerbio. Bei dieser hohen Quote nicht geleerter Tonnen werden pro Jahr 92.000 t weniger Kompost produziert und der Bedarf an nitratreichen Düngemitteln steigt. Für den CO2-Ausstoß bedeutet das ein Plus von 25.600 t. „Mit einer sauberen Trennung von Biomüll kann jeder einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt Ohde.
Bioabfallsammlung im Haushalt: So geht’s richtig.
Bioabfälle sollten im besten Fall lose in einem dafür vorgesehenen Behälter gesammelt und direkt – ohne Plastiktüte bzw. kompostierbare Plastiktüte – in die Biotonne entleert werden. „Wer seinen Bioabfall dennoch in einer Plastiktüte sammeln möchte, kann den Inhalt in der Biotonne entleeren und die Plastiktüte im Anschluss in den Restmüll geben. In den meisten Fällen steht die Restmülltonne direkt neben der Biotonne“, appelliert Cornelia Franke-Röthemeyer, Abfallberaterin bei der Verbraucherzentrale Minden. Deutlich einfacher sei es, Zeitungspapier oder Papiertüten zu verwenden.
Diese Papiertüten erhalten Sie online auf wirfuerbio.de/shop, auf allen Wertstoffhöfen der KAVG oder im Handel. Geeignet sind alle Papiertüten, die zu 100 Prozent aus Papier bestehen und kompostierbar sind. Machen Sie mit und halten Sie Ihre Biotonne frei von Plastiktüten, Glas und allen weiteren Störstoffen.
Quelle: KAVG, 10.10.2023